Anbaupausen von mind. 4 Jahren zu allen Malvengewächsen
Vorfrucht
Hackfrüchte am besten (kein Mais, Gefahr von Herbizidrückständen)
Saat / Pflanzung:
Anbau als Direktsaat oder Pflanzung:
a. Direktsaat
Eignung
für Blatt- oder Krautgewinnung
Aussaattermin
April
Aussaat Anfang Aug. führt zu höheren Erträgen im Folgejahr; allerdings Gefahr von Auswinterungsverlusten
TKG
1,6 – 3,5 g
Aussaatstärke
8 – 10 kg/ha (4,5 – 6 kg/ha geschälter Samen)
Saattiefe
ca. 1 cm
Reihenabstand
42-50 x 30 cm
Schnitte
Ein Schnitt pro Jahr bei mehrjähriger Nutzung möglich
b. Pflanzung von Jungpflanzen (2 Alternativen)
Eignung
für Wurzelproduktion
Beregnung bei der Pflanzung ist vorteilhaft
Anzucht im Saatbeet:
Aussaat
im Freilandsaatbeet ab April
Menge
50 g Teilfrüchte / 100 m2 Saatbeet
Aufgang
2-3 Wochen
Verpflanzung
ab Juni (Wuchshöhe von 8 – 10 cm)
Vorkultur in Paperpots, Erdpresswürfel oder Breitsaat (mit nachherigem Pikieren):
Aussaat
ab Ende Februar unter Glas
Abdeckung mit Substrat, bis zur Keimung auf 20 – 25 °C halten
Pflanztermin
ab Ende April
Reihenabstand
42 / 62,5 cm
Pflanzabstand in der Reihe:
25-30 cm
Pflanzenanzahl
60-80.000 Pfl./ha
Ernte
noch im selben Jahr
c. Anbau von Wurzelteilen
Zerteilung der Wurzelstücke nach der Ernte: Wurzelteile sollten 1 oder 2 Knospen und ein Stück Wurzelstock von > 3cm Länge umfassen
Alternativ: gehäckselte Wurzelstöcke (5 – 10 cm lang) werden in 10 cm Tiefe abgelegt und angewalzt
Pflege:
Pflanzenschutz:
Anwendung chemischer Mittel entsprechend dem Zulassungsstand
regelmäßige Bestandeskontrolle
Krankheiten, Schädlinge:
Malvenrost Puccinia malvacearum (nicht so schädigend wie bei Malve)
Malvenflohkäfer (Lochfraß an Blättern), Raupen der Malvenmotte (Ausfressen des Samenkranzes), Blattläuse (Saugschäden an Blättern), Spinnmilben, Zikaden
Düngung:
In Abhängigkeit vom Anbauverfahren und Ernteprodukt:
Im Herbst ist eine Stallmistgabe angebracht
Richtwerte zum Nährstoffbedarf:
100 kg N/ha, möglichst als Teilgaben
40 – 70 kg P2O5
120 (bis 180) kg K2O (Kalidünger kann chloridhaltig sein)
bei Wurzelnutzung:
mehr Kaliumdüngung
bei Krautnutzung:
erhöhte N-Gaben; insg. 100-140 kg N/ha (nach jedem Schnitt in gesplitteten Einzelgaben)
Ernte, Aufbereitung, Erträge:
Ernteprodukt:
Wurzeln (Haupternteprodukt)
Kraut: Blätter, Blüten (Nebenernteprodukt)
Erntezeitpunkt:
Zeitpunkt der Wurzelernte in Abhängigkeit vom Anbauverfahren: Wurzelernte so spät wie möglich, da der Schleimgehalt der Wurzeln bis Winteranfang ansteigt
Anfang Juli (blühendes Kraut)
bei Frühjahrsanbau
Ernte Ende Okt./Anfang Nov. des selben Jahres
bei Sommeranbau
Ernte im Folgejahr
Erntemethode:
Laub tief abschlagen, dann Rodung der Wurzeln mit Schwingsieb-, Siebkettenroder oder Kartoffelvollernter (25 – 30 cm Tiefgang)
Wegen zu hohen Zeitaufwands (Handarbeit) ist reine Blatt- bzw. Blütenernte kaum mehr üblich, die Ernte des blühenden Krauts hingegen kann mechanisiert werden
Aufbereitung:
Wurzeln gründlich waschen, in 3 – 10 cm große Stücke teilen. Das früher übliche Schälen der Wurzel ist wegen hohen Arbeitsaufwandes kaum noch üblich
Häckseln des Ernteguts, vor und nach dem Trocknen Entfernen der Stängel mittels Windsichter
Trocknung:
Trocknung bei ca. 35-45 °C, bis Wurzeln leicht brechen (6% Restfeuchte), was bis zu 75 Stunden dauern kann. Beschleunigung und Schonung der Wurzeln durch Trocknung kleinerer Stücke.
Kann wegen der Schleimstoffe lange dauern, und mit Temperaturen von 40-50°C beschleunigt werden
Lagerung:
nie feucht lagern (Schimmelpilzgefahr), nicht in Kunststoffsäcken
Erträge:
Wurzeldroge (geschälte Wurzelware):
Im ersten Jahr Krauterträge von 80-100 dt/ha, im zweiten Jahr 100-120 dt/ha Frischmaterial (75% Eintrocknungsverluste)
aus Frühjahrspflzg.
40-50 dt/ha
aus Aussaat
30-33 dt/ha
Nutzung
als Heilpflanze (Pharmazie, Volksheilkunde):
Verwendung:
Wurzel
Die von den äußeren Rindenschichten durch Schälen befreite und getrocknete Wurzeln wurden früher, zu Pulver verrieben, als weiche Pastillen bei Halsentzündungen und Husten verabreicht. Sie sind damit Vorgänger der beliebten „Marshmallows“, die diese Kräuterauszüge allerdings nicht mehr enthalten.
Blatt- und Blütendroge
Werden für Tees verwendet. In Frankreich werden die jungen Triebe und frischen Blätter zu Frühlingssalaten verarbeitet um die Nieren anzuregen (dem gleichen Zweck dient auch eini Sirup aus den Wurzeln der Pflanze).
Wirkung:
hustenlindernd, schleimlösend (aber nicht auswurffördernd), Verwendung bei entzündlichen Reizzuständen des Rachenraumes